Informationelle Bewirtschaftung des städtischen Raums

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Informationelle Bewirtschaftung des städtischen Raums

Gegen Ende des Jahres 2009 werden ca. 4.6 Milliarden Menschen ein Handy besitzen. Des Weiteren berichtet die International Telecommunication Union (www.ITU.int), dass mit Beginn des nächsten Jahres ca. 10 Prozent der Weltbevölkerung über einen mobilen Breitbandzugang verfügen. Der Erfolg der aktuellen Netzwerkgesellschaft gehört zukünftig in Europa nicht der Kommunikation über einen Festnetzanschluss, sondern der Erfolg hinsichtlich des Wachstums gehört dem „intelligent“ werdenden Handy, d.h. dem Smartphone. Das Internet wird mit einer Wachstumsgeschwindigkeit mobil, die das Festnetz in den nächsten Jahren überholen wird. Smartphones wie z.B. das iPhone, das Googlehandy, das Blackberry oder das Nokia N97 sowie die vielen GPS gesteuerten Navigationssysteme sind die bekanntesten Trendsetter für das Jahr 2010. Die informationelle Bewirtschaftung des städtischen Raums per GPS ist gegenwärtig der wichtigste innovativer Treiber unseres computerunterstützten Kommunikationsnetzes. So steigen zunehmend mehr Nutzer in den Geocommerce ein, um beispielsweise mit Google Maps oder Nokia Maps auf städtischen Wegen zu navigieren und ihre Zeit effektiv zu nutzen. Der Geocommerce mittels Smartphones orientiert und informiert Nutzer überall auf der Welt über das jeweilige Angebot an Hotels sowie Konsum- und Unterhaltungsstätten.

Auch wenn der zukünftige Geocommerce die Entwicklung des mobilen Internet befördert, so interessiert sich auch weiterhin der Mensch vorrangig für andere Menschen. Unternehmen wie beispielsweise www.aka-aki.com oder Google latitude zeigen die Richtung auf, mit der im nächsten Jahr multimediale Applikationen eine hohe Vernetzungsgrad erreichen werden. Solche Applikationen führen interessierte Personen nach selbstgewählten Kriterien im städtischen Raum per GPS zueinander. Der Erfolg von Facebook, Google, Wikipedia, Amazon und Ebay dehnt sich deshalb in nächster Zeit auf Applikationen aus, die mit Smartphones bedienbar sind und Menschen im städtischen Raum entweder zueinander oder an kulturell bzw. ökonomisch interessante Orte führen. Im nächsten Jahr beginnt der mobile Geocommerce per GPS den Erfolg zu wiederholen, den das Internet im Festnetz die letzten 20 Jahre in der Weltgesellschaft hatte.

Doch welche Auswirkungen hat das stationäre sowie mobile Internet auf unsere Gesellschaft?
Wie aktuelle Forschungen aufzeigen, pflegen alle Generationen der deutschen Gesellschaft zunehmen häufiger ihre Kontakte mittels der computerunterstützten Kommunikation. Insbesondere in der jungen Generation zwischen 14 und 29 Jahren nehmen gegenwärtig 68 Prozent einen Kontakt zu anderen Personen mindestens einmal täglich über das Handy oder das Internet auf. Die kommunikationsorientierte Nutzung des Internets wächst drastisch. Chatten, Instant Messaging, Mailen sowie Networking haben zur Folge, dass die junge Generation vermehrt unverbindlichere Freundschaftsbeziehungen führt. Für die verbindlicheren, so genannten „echten“ Freundschaften bleibt weniger Zeit. Junge Menschen werden also nicht einsamer, aber sie pflegen weniger enge Freundschaften als die letzten Generationen vor ihnen. Der Vorteil vieler unverbindlicher Freundschaften wie z.B. im Xing oder Facebook besteht darin, dass die junge Generation ihre Sozialität hinsichtlich einer ökonomischen Funktionalität stark optimiert. Computerunterstützte Medien lassen Freundschaften nicht virtuell werden, sondern sie geben ihnen eine veränderte Realität im städtischen Raum. Denn mittels internetfähiger Smartphones versucht die junge Generation, mit deutlich mehr Menschen sozial verbunden zu bleiben als es vor den Zeiten des Internets verwirklichbar war. Und wer mehr Menschen an vielen Orten kennt, der hat mehr Vitamin B, was seit eh und je förderlich für Karrieren jeder Art war.

Andreas Schelske

 



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