Drei Prinzipien des Web 3.0:
Per GPS zum Point of Sale
In computerunterstützten Medien ändern sich die Orte der Märkte
fortwährend. Dort, wo Konsumenten sich gegenwärtig millionenhaft
im Web 2.0 treffen, werden morgen ein paar Gestrige nach interaktivem
Kontakt suchen. Auf solche Entwicklungen reagiert jedes Marketing, das
den Point of Sale als sein primäres Ziel verfolgt. Zeitnahes Online-Marketing
sieht sich ständig mit der Frage konfrontiert: Wo ist der Markt
jetzt?
Der Markt 2.0 ist der Social Commerce
Im E-Commerce des Web 1.0 war der Markt, wo Konsumenten sich auf Portalen
und Unternehmenswebsites informierten.Massenmails an ein anonymes Publikum
sorgten eher zufällig für Kundenkontakt. Im heutigen Web 2.0
regiert der Social Commerce der Communities. Die Nutzer sind produktiv
und kollaborativ – sie veröffentlichen etwas von sich, um
am Massenkonsum teilzunehmen. Der Markt des Web 2.0 befindet sich dort,
wo sich beispielsweise ca. 155 Millionen Nutzer im Social Commerce von
www.myspace.com vernetzen. Das Kundenbindungsmanagement des Web 2.0
versteht es, Konsumenten beim Namen zu nennen und mit ihnen in einen
Dialog zu treten. Aber der Markt steht nie still – folgen wird
Web 3.0 als ein Netz der Bedeutungen und der Software-Agenten.
Im Markt 3.0 bedienen Software-Agenten
Der Markt des Web 3.0 entwickelt sich in den nächsten fünf
Jahren wiederum dort, wo die Konsumentenmassen sind. Aber diesmal sitzen
die Massen nicht vor einem stationären Computerbildschirm, sondern
sie bewegen sich mit einem Smart Phone auf lokalen Märkten vor
Ort. Doch nicht das mit GPS ausgestattete Smart Phone macht den Markt,
sondern dieser entsteht in einem globalen Netz der Bedeutungen. In diesem
sogenannten Semantic Web werden Kunden zur richtigen Zeit, am richtigen
Ort und mit ihrem richtigen Namen mit einem für sie interessanten
Produkt kontaktiert. Der Markt im Web 3.0 ist dort, wo Software-Agenten
die Konsumenten dann individuell bedienen, wann sie es gebrauchen können.
Mit diesem zeitsensiblen Marketing reagieren Unternehmen auf den Angebotsüberhang
in der Konsumgüterindustrie.
Per GPS zum Point of Sale
Im Web 3.0 begleiten vom Marketing gesteuerte Software- Agenten den
Kunden zum Point of Sale. So werden in ca. fünf Jahren ungefähr
500 Millionen Mobiletelefone jährlich mit einem Navigationssystem
für Fußgänger ausgestattet sein. Gate5, eine Tochterfirma
von Nokia, bietet in diesen Tagen
seine kostenlose Software smart2go auf der gleichnamigen Website zum
Download an. Eine solche Software befähigt Konsumenten dazu, ihr
Smart Phone in ein markenorientiertes Navigationssystem zu verwandeln,
das sie per GPS in Konsumwelten ihrer Wünsche lotst. Zudem wird
es für ein
Unternehmen mit einem zeitgemäßen Informations-Management-
System in absehbarer Zeit unproblematisch sein, Konsumenten darüber
zu informieren, dass ein gesuchtes Produkt einer speziellen Marke während
des Einkaufs im Umkreis von 800 Metern zu einem spezifischen Preis vorrätig
ist. Solche Location Based Services informieren Konsumenten während
des Shoppings. Angenommen jemand markiert mittels „Tagging“
beispielsweise in der visuellen Suchmaschine www.like.com
eine Hose, die ihm besonders gefiel, so wird er in seiner Einkaufspassage
im Vorbeigehen von seinem Smart Phone informiert, dass jene Hose nach
individuellen Maßen vorrätig ist oder maßgeschneidert
wird. Das Netz der Bedeutungen interpretiert Handlung an einem Ort und
aktiviert Handlungen an einem anderen Ort. Es ist als Web 3.0 aktiv
„intelligent“ und antizipativ, es nimmt wahr und reagiert
entsprechend seiner programmierten Handlungen, d.h., entsprechend seiner
Algorithmen. Daten der Konsummärkte sind im Web 3.0 transparent,
um Konsuminteressierte und
das Marketing der Unternehmen zu orientieren.
Drei Prinzipien des Web 3.0
Folgende drei Prinzipien des Web 3.0 sind zukünftig für den
Kundenkontakt handlungsrelevant.
1. Temporalisierung: Der Markt ist dort, wo Kunden zum richtigen Zeitpunkt
auf ihr Kaufinteresse angesprochen werden. Der zeitlich sensibilisierte
Markt reagiert darauf, dass Konsumenten zu unterschiedlichen Zeitpunkten
für unterschiedliche Konsumprodukte kaufaffin sind.
2. Personalisierung: Der Markt ist dort, wo Konsumenten als Person eine
semantische Adresse im Web 3.0 haben. Kundenorientierung heißt
hier, die individuellen Bedürfnisse der Konsumenten zu verstehen.
Das Web 3.0 ermöglicht eine personalisierte Marksegmentierung.
3. Regionalisierung: Der Markt ist dort, wo Individuen als Bürger
in einer globalisierten Kultur mit Affiliates vor Ort zusammenarbeiten.
Partner vor Ort übernehmen die Aufgabe, Konsumgüter sowohl
in das semantische Netz als auch in die lokale Konsumkultur einzufügen.
Sobald die drei aufgezeigten Prinzipien des Web 3.0 ihre Funktion entfalten,
wird das Web 2.0 seine Relevanz einbüßen. Suchmaschinen-Marketing,
Social Tagging, Weblogs und Communities erringen zwar weiterhin die
Aufmerksamkeit, doch im Web 3.0 suchen Konsumenten nicht ihre Konsumgüter,
sondern werden von diesen gefunden.
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